Warum Veränderung so schwer fällt – und wie Immunity to Change weiterbringen kann

Viele Menschen erleben im beruflichen Alltag eine irritierende Diskrepanz: Einerseits wissen wir genau, was wir verändern wollen – andererseits handeln wir so, als wäre der Status quo unverrückbar. Genau diesen Widerspruch habe ich in meinem Vortrag auf dem Self Leadership Day untersucht, wo ich den Prozess Immunity to Change vorgestellt habe. Er basiert auf der Arbeit von Robert Kegan, einem der prägenden Köpfe der vertikalen Persönlichkeitsentwicklung.

Im Kern geht es um ein inneres psychisches „Immunsystem“, das uns schützen soll – häufig aber gegen die genau falschen Dinge. So wie eine Allergie die harmlose Polle als Bedrohung einstuft, stuft unser innerer Schutzmechanismus manche Veränderungen als gefährlich ein, obwohl wir sie bewusst eigentlich wollen. Das Ergebnis: Wir sabotieren uns selbst, ohne es zu merken.

Der Prozess Immunity to Change macht diese verborgenen Muster sichtbar. Die Methodik wirkt auf den ersten Blick simpel – vier Spalten auf einer Seite – entfaltet aber eine enorme Tiefe:

  1. Das gewünschte Entwicklungsziel
  2. Verhaltensweisen, mit denen wir das Ziel unbewusst unterlaufen
  3. Innere Verpflichtungen und Befürchtungen, die uns festhalten
  4. Grundannahmen, die diese Muster antreiben

Im Vortrag zeigte ich anhand eines konkreten Beispiels, wie solche unbewussten Überzeugungen – etwa „Ich darf auf keinen Fall schlecht bewertet werden“ oder „Ich muss Erwartungen erfüllen, um weiterzukommen“ – dazu führen, dass erwünschte Veränderungen unmöglich werden. Dieser Moment der Einsicht ist oft heftig, aber auch hoch befreiend.

Die Lösung liegt nicht in radikalem Umschalten, sondern im behutsamen Umlernen: kleine, bewusste Verhaltenstests, die die eigenen Annahmen herausfordern und neue Erfahrungen ermöglichen. Dieser iterative Ansatz passt hervorragend zu agilen Werten und moderner Führungsarbeit.

Ein wichtiger Aspekt des Self Leadership Day war zudem die Frage, wie Menschen diesen Prozess gemeinsam gestalten können. Teams oder Führungskräftegruppen, die sich regelmäßig über ihre Maps austauschen, schaffen gegenseitige Unterstützung und Verbindlichkeit. Dadurch entstehen Kulturen, in denen persönliche Entwicklung nicht Zufall, sondern Organisationsprinzip wird – ein Konzept, das Kegan als „Deliberately Developmental Organization“ beschreibt.


Weitere Informationen zur Veranstaltung stehen hier:
https://alc.inside-agile.de/#programm2


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